Die Geschichte der BUNTWEBEREI in Eislingen/Fils
Rechts das alte Fabrikgebäude, links das Wohnhaus der Familie Wurster.
Die Eislinger Seewiesen waren schon Mitte des 19. Jahrhunderts ein beliebter Industrieort: Aus dieser Zeit ist ein Mühlstein der ehemaligen Getreidemühle erhalten und wird einen Platz in der neuen Buntweberei erhalten. Der Bäcker Buck verkaufte das Areal Ende des 19. Jahrhunderts an Gottlieb Hailer und Friedrich Langbein. Die beiden Unternehmer errichteten eine Wollspinnerei und nutzten die Wasserkraft der Fils, um die Spinnereien anzutreiben. Nach einigen Jahren zwangen Zahlungsschwierigkeiten die beiden Gründer zum Verkauf an die Familie Weihmüller, die bereits eine Tuch- und Spinnereifabrik in Göppingen betrieb. Die “Schneider & Weihmüller – Filztuchfabrik” existierte auch nur wenige Jahre, bevor Johannes Grünenwald Fabrik und Areal erwarb. Aus der Tuchfabrik wurde eine mechanische Weberei.
Zwischen den Fabrikgebäuden floss der Mühlkanal und lieferte die Energie für die Produktion.
1910 kam Albert Wurster ins Unternehmen und übernahm die Führung. Als „A. Wurster & Cie.“ wurde die Fabrik abermals erweitert. Im bis heute erhaltenen Kesselhaus mit seiner markanten Klinkersteinfassade wurde ein Dampfkessel installiert, der die Webstühle betrieb. 1924 übernahm sein Sohn Hermann Wurster den Betrieb, der ihn später wiederum seinem Sohn Albert übertrug. Immer wieder hat die Unternehmerfamilie Wurster die Fabrik erweitert und modernisiert – um unter anderem Strom mit der Wasserkraft der Fils selbst zu erzeugen. Der hierfür angelegte Mühlkanal wird in der neuen Esplanade der BUNTWEBEREI wieder zum Leben erweckt.
An der sogenannten „Webschau-Maschine“ wurde die Qualität der gefertigten Stoffe geprüft.
Bis zum Tod von Albert Wurster, der die Weberei in der dritten Generation führte, im Jahre 1974 wurden an der Fils vor allem Korsettstoffe für den weltweiten Vertrieb gefertigt. Korsettstoffe waren Stoffe ohne elastische Garne, die damals vor allem in Miederwaren für Frauen Verwendung fanden.
Die Situation der Textilindustrie in Deutschland hatte sich allerdings schon in den 1960er Jahren deutlich verschlechtert, denn billigere Importe aus dem Ausland machten der hiesigen Wirtschaft zu schaffen. Der Tod von Albert Wurster war dann gleichzeitig auch das Ende der Textilproduktion.
In den 1990er Jahren hatte der „Möbel Treffpunkt“ im Websaal seine Verkaufsräume.
Die Fabrikräume nutzten in der Zwischenzeit insbesondere Handwerker und kleinere Firmen als Lagerräume. In den 1990er Jahren hatte außerdem ein Möbelhaus seine Filiale im ehemaligen Websaal.
Die Witwe und Kinder von Albert Wurster suchten lange nach einer neuen Nutzung des Areals, um dem Verfall der Gebäude zuvorzukommen. Doch leider scheiterten viele Ideen und Ansätze aus verschiedenen Gründen immer wieder. Erst im Jahr 2017 wurde mit Filippo Salvia der perfekte Partner gefunden und die Idee der BUNTWEBEREI geboren.
Bis auf das Kesselhaus mussten die alten Gebäude abgerissen werden, die Bausubstanz hatte für einen Erhalt im Lauf der Jahre zu sehr gelitten. Rund um den Ort, der früher das ganze Areal mit Energie versorgte, entsteht nun ein neuer Treffpunkt, der für Tatkraft und schwäbischen Unternehmergeist steht: Die BUNTWEBEREI.